Die Geschichte der Bonbonkocherei
Seit dem 15.April 2006 laden wir Sie in die Bonbonkocherei Hermann Hinrichs in der Frau-Clara-Straße 22 in Eckernförde ein, süßes Handwerk zu erleben.
Bis weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus ist die Bonbonkocherei als Eckernförder Attraktion bekannt und beliebt. Jung und Alt erfreuen sich an der großen Vielfalt der süßen Leckereien, die vor den Augen der Besucher hergestellt werden. Jeder Produktionsprozess wird mit launigen Erklärungen der Bonbonkocher begleitet, die sich über das Interesse der Besucher freuen und gerne mit den Gästen ins Gespräch kommen. Hier wird altes Handwerk eben nicht nur gezeigt, hier kann man es geradezu mit allen Sinnen erleben.
Je nach Bonbonsorte kommen die verschiedensten Handwerkstechniken zum Einsatz. Über einhundert verschiedene Bonbonwalzen sorgen zum Beispiel für die mundliche Form der Bonbons. Alle Bonbonwalzen haben schon mindestens ein fleißiges Arbeitsleben hinter sich. Die jüngsten sind gerade einmal 40 Jahre alt, es gibt aber auch viele Walzen, die doppelt so alt sind. Sie erzählen auch ein wenig Zeitgeschichte. Die meisten Walzen sind traditionell aus Messing gefertigt. Es gibt aber auch einige Stahlwalzen im Bestand. Die Stahlwalzen wurden ersatzweise eingesetzt, als die Bonbonkochereien im letzten Weltkrieg ihre Messingwalzen der Kriegsindustrie zur Verfügung stellen mussten – Messing für Patronenhülsen… Glücklicherweise sind aber noch viele schöne Bonbonwalzen erhalten und im Bestand.
Eine unserer Lieblingswalzen ist die schöne alte Fischwalze. Sie hat bei uns in der Bonbonkocherei ein passendes Zuhause gefunden, denn vor langer Zeit wurden in diesem Gebäude Fische geräuchert. Der hohe Schornstein weist noch auf die frühere Bedeutung des Gebäudes hin. Dort, wo heute der Kessel mit dem Bonbonteig brodelt, standen früher die Altonaer Räucheröfen. Mit der Sprottenwalze werden die unterschiedlichsten Sprottenbonbons in Form gebracht. Von den fruchtigen Eckernförder Sprotten bis hin zu den Mint-Lakritz-Sprotten – von Eckernförde gehen nun diese kleinen Köstlichkeiten in alle Welt!
Auch auf die Frage, wie der Lolly zu seinem Stiel kommt, kann man in unserer Bonbonkocherei die Antwort finden. Ebenso wie die Bonbons werden die fruchtigen oder lakritzigen Lutscher vor den Augen, Nasen und Ohren der Besucher gefertigt.
In Wartestellung befinden sich noch einige schöne alte Bonbonmaschinen, mit denen die Vielfalt der Bonbonherstellung demonstriert werden kann. Nach und nach sollen sie in den Produktionsablauf integriert werden, um so die ganze Bandbreite der handwerklichen Fertigung zeigen zu können.
Bisher kommt neben der o.g. Walzentechnik eine alte Bonbonstanze zum Einsatz. Sie wird mit Muskelkraft (und möglichst viel Körpergewicht …) in ein Teigfeld mit 150°C heißem Bonbonteig gelegt. Das Einlegen der Stanze erfolgt in einem Moment, der eine bestimmte Teigtemperatur erfordert. Dieser Zeitpunkt wird von dem Bonbonkocher mit Fingerspitzengefühl im wahrsten Sinne des Wortes ermittelt! Wird die Stanze nach Abkühlen des Teiges entfernt, ist ein wunderschönes Bonbonfeld auf dem Kühltisch entstanden. Ist der Teig ganz abgekühlt, wird er Stück für Stück in ein großes Sieb gebrochen. Das Ergebnis sind z.B. die berühmten Cachou-Bonbons, ein Anisbonbon mit kleinen Lakritzpastillen. Sie entwickeln sich beim Genuss zu wahren Mundschmeichlern. Diese „gestanzten Bonbons“ gibt es nur noch in, bzw. aus Eckernförde.
Ganz ohne Einsatz helfender Maschinen werden die sogenannten Rocksbonbons hergestellt. Hier ist die flinke Fingerfertigkeit der Bonbonkocher gefragt. Viele erinnern sich vielleicht an die bunten Motive, eingelegt in Bonbons oder in Lollies. Zunächst wird der heiße Bonbonteig je nach Muster und Geschmacksvielfalt portioniert. Dann werden die einzelnen Teige dem Motiv entsprechend zusammen gelegt und zu einer großen Rolle von ca. 20cm Durchmesser geformt, die dann fingerdick ausgezogen wird. Hiervon werden dann Teigstränge abgeschnitten, die bis zum völligen Erkalten ständig gerollt werden müssen, damit sich das Muster im Inneren der Teigstange nicht verformt. Sind diese Zuckerstangen dann kalt genug, werden sie in kleine Bonbonscheiben gehackt.
Fertig ist das Rocks- oder Logobonbon. Dieses Herstellungsverfahren ist höchste Bonbonkocherkunst. Fingerfertigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Schnelligkeit und gute Teamarbeit sind hier gefragt. Jeder Handgriff muss perfekt sitzen, denn der Bonbonteig kühlt sehr schnell ab und ist nicht mehr zu bearbeiten. Ein skandinavischer Bonbonkocher hält den Rekord, 23 lesbare Buchstaben in ein Bonbon einzuarbeiten! In der Bonbonkocherei wird fleißig geübt, sich diesem Rekord zu nähern. Schöne Motive sind aber bisher gelungen,von einer eingelegten Sonne für einen jungen Eckernförder Solaranlagenbetrieb zur Eröffnung, das Logobonbon für ein Eckernförder Tiefbauunternehmen, Jahreszahlen für Geburtstagsbonbons oder eingelegte Herzen in Hochzeitsbonbons. Jedes Motiv für sich ist eine echte Herausforderung für das Bonbonkocherteam, das sich mit Elan und gutem Teamgeist dieser stellt.
Große Freude bereitete dieser Einsatz den Teilnehmern des Green-Screen-Naturfilmfestivals, die in ihren Begrüßungstaschen der Stadt auch das green-screen-Logo in Bonbonform fanden.
Übrigens – kennen Sie schon „Frau Clara“ oder „Mohna Lisa“? Diese beiden Trüffeldamen finden Sie neben vielen anderen schokoladigen Gaumenfreuden auf der Schokoladenseite, aus erlesenen Zutaten von Hand gefertigt, in der Bonbonkocherei.
Begonnen hat die Liebelei mit der Schokolade ganz pragmatisch. Einige der Bonbon- und Lollysorten werden nämlich in der Bonbonkocherei mit feinster Schweizer Schokolade überzogen. Und – hat man die Schokolade erst einmal im Hause – beflügelt sie geradezu und fordert auf, auch andere leckere Dinge mit ihr zu produzieren. Dass nur feinste Schweizer Schokolade verarbeitet wird, hat einen guten Grund. Sie schmeckt den Bonbonkochern einfach am besten. Die Schweizer wählen sehr gute Kakaosorten aus und verarbeiten sie geduldig zu einer so feinen Schokolade, dass sie für uns in Eckernförde gerade gut genug ist…